Wir befinden uns immer noch mittendrin in der Pandemie. Ab und zu ist schon ein wenig Licht am Ende des Tunnels zu sehen, aber nicht dauerhaft. Die Gefahr liegt spürbar in der Luft. Es geht nun darum, die Aufmerksamkeit und Wachsamkeit dauerhaft aufrecht zu erhalten. Eine Herausforderung, der sich alle stellen müssen.
Es ist eine Ausnahmesituation, die uns unsicher stimmt. Zum einen haben wir bereits vieles von unserer sogenannten Normalität zurückerhalten. Zum anderen spüren wir doch alle recht deutlich, dass eben doch nicht alles so normal ist. Wir fühlen uns wie in einer vorgetäuschten und damit in einer falschen Sicherheit.
Die Angst vor der Ansteckung verblasst. Dafür halten andere Ängste Einzug in unseren Alltag. Da wäre die Angst vor Veränderungen. Was passiert mit und in unserer Gesellschaft? Wie stabil ist unsere Demokratie?
Vor allem bei jungen Menschen gibt es große Angst davor, dass sich nichts verändert und alles so bleibt, wie es vor Corona war.
Besonders gravierend wirkt sich die Angst vor der Angst aus. Die damit einhergehende und um sich greifende Vermeidung führt oft zu schwerwiegenden Folgen. Viele Menschen, denen dieses früher völlig fremd war, kämpfen mit psychischen Störungen wie Phobien und Panikattacken.
Corona macht Ängste deutlich, die ohnehin jeder in uns trägt, die unter diesen Bedingungen jedoch sehr viel deutlicher sichtbar und spürbar werden.
Einige von uns treffen die negativen Folgen besonders hart.
· Junge Menschen, die ihr Leben genießen möchten.
· Selbstständige, die ihren Beruf nicht mehr ausüben dürfen.
· Alte Menschen in Heimen, die nur eingeschränkt Kontakt haben dürfen zu ihren Angehörigen, obwohl sie doch gerade darauf angewiesen sind.
· Kinder, die der häuslichen Gewalt umso mehr ausgesetzt sind.
Diese Menschen machen sich viele Gedanken über die Angemessenheit der Maßnahmen. Haben wir, die Gesellschaft, noch die Kraft und Energie, einen 2. Lock-down über uns ergehen zu lassen?
Was bedeutet das für uns?
Wie kann ich Halt finden in einer Zeit, die so ungewiss ist, so unsicher? Es geht darum, eine Einstellung zu erlernen und auszubilden, die Vertrauen und Zuversicht gibt. Eine Sichtweise, die mir Energie verschafft und mich gestärkt aus dieser Krise hervorgehen lässt.
Aktuell leben wir in einer Gesellschaft, die ermüdet, erschöpft ist und droht auszubrennen. Folgen sind zunehmend Depressionen, Angsterkrankungen und steigende Burnout-Zahlen.
Wir brauchen eine Sichtweise, die unseren Fokus, unsere Wahrnehmung und damit unsere Gefühle in Richtung Chancen steuert und nicht in Richtung von Problemen.
Wir können diese Zeit nutzen, um eine Chancen-Intelligenz auszubilden und zu festigen. Hierfür benötigen wir ganz dringend Handlungsanweisungen, also Tools und Techniken, die uns einen besseren Schutz vor den Krisen des Lebens bieten.
Ohne Frage ist Corona eine ganz besondere Herausforderung für uns alle. Wir können jedoch entscheiden, ob es sich dabei um die größte Krise aller Zeiten handelt oder um eine längst überfällige Zeit für Veränderungen. In jedem Fall ist es eine einmalige Chance, neue Dinge zu erlernen und neue Seiten an sich wahrzunehmen, sich neu zu positionieren.
Ja, und es gilt, ganz besonders hinzugucken auf die eigenen Schwächen, Verwundbarkeiten und Ängste, die in dieser Zeit deutlicher werden. Jetzt ist die richtige Zeit, sich dieser bewusst zu sein und Techniken zu erlernen, um diese der Vergangenheit angehören zu lassen und die individuelle Resilienz zu stärken.
Es ist auch die richtige Zeit, hin zu schauen, um die Entwicklung von psychischen Störungen vorzubeugen. Eine Prävention für die Psyche, die mir auch in anderen Krisensituationen des Lebens immer wieder zur Verfügung steht, die ein Teil meiner Persönlichkeit werden kann.
Mit Ungewissheiten konfrontiert zu werden, kann also auch dazu führen, dass wir eine neue Sichtweise erlernen und so Altes hinter uns lassen können. Wenn wir in dieser Zeit der Ungewissheit in uns investieren, so hat das einen ganz erheblichen Einfluss darauf, wie schnell wir danach wieder auf die Beine kommen und ins Leben gehen können.
Erlösung durch den Impfstoff?
Wir könnten auch den Weg wählen, auf den Impfstoff zu warten und bis dahin in einer Starre zu verweilen, ein klein wenig wie das Kaninchen vor der Schlange. Nur ist das der „richtige“ Weg? Wäre das nicht so wie ein Patient, der zum Arzt geht in der Hoffnung, dass dieser ihm die richtige Pille verschreibt, und alles ist gut?! Will man dann hören: Sie müssten jedoch Ihren Lebensstil, das heißt die Ernährung und die körperliche Bewegung, umstellen. Da sagen doch immer wieder viele Menschen: Wenn es das sein soll, dann bleib ich lieber bei meinen Symptomen.
Was heißt das im Zusammenhang mit Corona? Wenn der Impfstoff endlich eingesetzt werden kann, ist automatisch alles wieder gut.
Ist das wirklich so? Sollten wir nicht viel besser an Alternativen denken und diese erarbeiten. Wie soll mein Leben nach Corona weitergehen, mit oder ohne einen Impfstoff? Welche Möglichkeiten habe ich, etwas anders zu machen als bisher? Wir können diese Zeit nutzen, um darüber nachzudenken und wenn wir alleine nicht weiterkommen, uns professionelle Hilfe holen.
Es ist eine historische Chance, diese Corona-Zeit. Zum 1. Mal ist mehr oder weniger Jeder davon in seiner psychischen Verfassung betroffen. Zum 1. Mal darf eine psychische Belastung sichtbar werden und raus aus der dunklen Ecke der „Verrückten“, der „mir passiert so etwas nicht“ oder ein „morgen sieht die Welte wieder viel besser aus“.
Noch nie war der Zeitpunkt so günstig, um neue Denkweisen, neue Bewertungen und neue Sichtweisen zu entdecken und zu erkennen. In einer Zeit, in der zum 1. Mal Experten über alle Disziplinen hinweg und auf Augenhöhe zusammenarbeiten. In einer Zeit, in der die Psyche offen ausgesprochen und diskutiert wird, ist die Gelegenheit günstig:
· Nutzen Sie die Zeit, um in die Eigenverantwortung zu gehen
· Nutzen Sie die Zeit, um sich persönlich weiter zu entwickeln
· Nutzen Sie die Zeit, um gestärkt und gefestigt daraus hervor zu gehen
Es ist viel mehr möglich, als wir für denkbar halten! Wir dürfen die uns jetzt bietenden Chancen nutzen! Entdecken Sie Ihr Potenzial, Ihre Ressourcen und nutzen Sie diese konsequent. Das ist der beste Schutz vor den Herausforderungen, insbesondere vor den Krisen, des Lebens.
Tools und Techniken
Das 3-Punkte-Tagebuch
Fokussieren Sie sich auf das Positive, das immer noch um Sie herum vorhanden ist.
Eine Möglichkeit hierfür ist ein 3 – Punkte- Tagebuch. Das können Sie gedanklich oder schriftlich machen. Nehmen Sie sich täglich dafür einige ungestörte Minuten Zeit. Führen Sie es mindestens einen Monat.
1. Was ist mir heute Schönes passiert?
Worüber konnte ich mich freuen, sei es noch so klein, sei es noch so banal?
2. Was lief noch (wichtiges Wort, unbedingt verwenden!) nicht so gut?
Was kann ich daraus lernen?
Was kann ich anders machen, damit es mir besser gelingt?
3. Worauf freue ich mich in den nächsten Tagen?
Beobachten Sie, was passiert, wie sich Ihre Sichtweise verändert.
Weitere Tools und Techniken in Kürze hier oder in der Praxis
Comments