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  • AutorenbildDésirée Bethge

Wenn Ihr Gehirn „Sitz!“ macht - Katastrophisieren, Corona und Sie …..

Mal ganz ehrlich: mit wem sind Sie lieber in einem Boot bei rauer See – mit jemandem, der gelassen und ruhig ist oder mit jemandem, der ständig vor sich hinsagt: Das überleben wir nicht! Das überleben wir nicht! Das überleben wir nicht! ? Und der bei jeder neuen Windbö einen Schrei ausstößt und wiederholt: Das überleben wir nicht…….


Menschen reagieren in ein und derselben Situation völlig unterschiedlich. Wer gelassen bleibt, ist auch noch dazu in der Lage, sich zu bewegen, was zu tun – wenn das Schiff zur Seite rutscht oder jetzt mal Wasser geschöpft werden muss – der andere kauert nur wie das sprichwörtliche Häufchen Elend in der Ecke und murmelt sein Mantra vor sich hin.


Was das mit Corona zu tun hat? Naja, wir sind ja wirklich in schwerem Wetter. Es macht nicht froh und glücklich, wie wir uns einschränken müssen. Es macht Druck – und der ist für viel zunehmend schwer.

Wir können diese Krise nicht wegdenken – mit solchen Sprüchen wie: Denk doch positiv. OOOmmmmmm! Das funktioniert nicht.



Also was tun?

Die Corona-Krise ist wie jede schwierige Situation, die von außen kommt, erstmal nicht zu ändern. Und wie jede Situation ist sie wie eine Einladung – eine Einladung, auf die wir reagieren müssen. Das können wir ganz unterschiedlich. Wir können Corona ignorieren und sagen – gibt’s nicht – so wie Kinder das machen: die halten sich die Augen zu und rufen: Du siehst mich nicht, ich bin gar nicht daahaa ….


Wir können versuchen, gelassen zu bleiben und zu tun, was geht, was uns persönlich möglich ist. Das ist sehr unterschiedlich, je nachdem, wie wir leben. Wer in einer kleinen Wohnung in der Stadt mit mehreren Kindern wohnt, spürt die Auswirkungen von Corona deutlich mehr als die Familie im Haus mit großem Garten, klar.

Oder wir denken sowieso immer das Schlimmste, wir katastrophisieren: alles ist eine Katastrophe und wir kommen da nie wieder raus. Und je länger die Krise dauert, desto mehr höre ich um mich herum negative Kommentare, wir beschäftigen uns vorrangig mit allem, was nicht geht, werden selbst gefühlt immer grauer und reduzierter.





Was sind die Folgen des sog. Katastrophisierens?

Übrigens ein Begriff, den ich in der Ausbildung gelernt habe – und der ganz gut beschreibt, was wir tun, wenn wir im negativen Grübeln verharren. Denn dann passiert etwas in unserem Gehirn, was wir mit Sicherheit nicht wollen.


Es entstehen synaptische Verbindungen, die uns auf der Negativstrasse halten. Alle Eindrücke, die emotional bedeutsam sind, vernetzen sich und bleiben. Und je häufiger wir negativ denken, desto besser und stabiler die Vernetzung. Das Gehirn ist in gewisser Weise faul – es bietet erstmal an, was es immer gemacht hat.


Wenn wir häufig genug schwarz sehen, bietet es erstmal „schwarz“ an. Und zwar für die Einschätzung aller möglichen Situationen, auch wenn die völlig neutral sind. Sozusagen wie ein Hund, der immer erstmal Sitz! macht, wenn er den Eindruck hat, man will was von ihm.


Was tun dagegen?

- Benutzen Sie Ihr Gehirn möglichst auch anders. Lassen Sie mal dieses allgegenwärtige Corona-Karussell ohne Sie fahren. Hören Sie nicht ständig die Katastrophenmeldungen und die Liste von dem, was alles nicht geht. Es reicht ja, wenn Sie wissen, was etwa in Ihrer Umgebung erlaubt ist – und was nicht.


- Vor allem aber: überfordern Sie sich nicht! Ich kenne durchaus Menschen, die beschließen, jetzt endlich! endlich! etwas zu machen, was sie sonst nie schaffen. Zum Beisopiel eine Fremdsprache zu erlernen. Arabisch zum Beispiel! Arabisch? Ja, weil – so sagte mir eine Freundin – weil sie ja jetzt Zeit hat. Gut, das gibt es. Sie hat angefangen damit. Ich muss mal nachfragen, ob sie noch dran ist.


- Aber es gibt deutlich mehr Menschen, die wie gelähmt sind. Zeit wäre mehr da, aber die Energie, die Lust, die Lebenslust fehlt. Und das muss eigentlich nicht sein. Es ist die eigene Entscheidung, was noch geht – ja, klar – mit kleinen Kindern sieht es anders aus. Da wird das mit Arabisch nichts. Aber vielleicht mit einem Bastelkurs? Kochkurs? Backkurs? Alles, wobei Kinder mitmachen können? Vorlesen …..usw. Fazit: einmal am Tag etwas wirklich unternehmen, was geht – für eine Zeit X. (siehe auch den Blog meiner Kollegin Silke Balsam).


- Und außerdem, was mir tatsächlich hilft: simplify your life!

Räumen Sie auf! Trennen Sie sich von Sachen, die Sie überhaupt nicht brauchen – das leichte Gepäck (silbermond) macht’s Ihnen vielleicht auch leichter. Das fängt an bei den Handykontakten aus mehreren Jahren - bei denen Sie vielleicht überhaupt nicht mehr wissen, wer das ist (kenne ich jedenfalls!), über Klamotten, die Sie mit Sicherheit nie wieder anziehen werden. Über Bücher, die Sie nie wieder anschauen. Über Dateien, die jetzt auch mal gelöscht werden können. Und dann der Alltagskram, der bei den einen im Keller bei anderen auf dem Speicher ist. Ja, der Koffer von Mama war teuer, aber keiner will ihn benutzen. Die Lampe von Opa – also wirklich! Die Fahrräder, die keiner will – weg damit! Das eine oder andere kann man verkaufen oder auch verschenken. Machen Sie sich frei von Ballast, der nicht nötig ist. Dabei klärt sich vieles – nämlich das, was Ihnen wichtig ist. Natürlich gibt‘s das eine oder andere Stück, das Ihnen lieb und teuer und eine Erinnerung an einen lieben Menschen ist – behalten. Der Rest, wenn nicht genutzt – weg!



- Umgang mit Menschen – gehen Sie in Ihrer Geschichte zurück. Schauen Sie, wer Ihnen wichtig war und wer Ihnen im täglichen Stress aus dem Blick geraten ist. Welche Menschen waren eine Bereicherung – und wen könnten Sie einfach wieder in Ihr Leben holen? Übers Telefon, Skype, Mail etc….. Kontakte sind wichtig – und damit meine ich nicht die sogenannten Netzwerke für die berufliche Karriere. Sondern die Menschen, die Ihnen etwas bedeutet haben. Holen Sie die in Ihr Leben zurück.


Ja, was soll ich sonst noch sagen? Lesen, rausgehen, Kontakte, Bewegung, simplify your life….. Geben Sie Ihrem Gehirn gutes und positives Futter. Sie sind der Bestimmer oder die Bestimmerin. Es ist Ihr Gehirn – damit es nicht immer wie von selbst Sitz! macht. Es kann nämlich tatsächlich auch anders denken.


Ihre Désirée Bethge


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